Hochsensitive Kinder kommen oft ins Grübeln, wenn sie eigentlich ins Bett gehen und schlafen sollten. In der Regel denken sie auch untertags ständig über sehr vieles intensiv nach. Jedoch sind sie da durch ihre Alltagsaktivitäten immer wieder abgelenkt, was ihnen kleine Denkpausen verschafft und ihnen gut tut. Abends vor dem Einschlafen wird es dann jedoch oft schwierig: Gedanken über Gedanken, Fragen über Fragen, Sorgen über Sorgen. An Schlaf ist oft mehrere Stunden nicht zu denken…
Zwei aktuelle Beispiele aus eigener Erfahrung:
Mein jüngstes HS Kind (4 Jahre) unlängst beim Kuscheln im Bett vor dem Einschlafen: „Mami, wieso steht auf meinem Fensterbrett eine Ameisenfalle - und wozu? Wenn die Ameisen in das kleine Loch hineinkrabbeln, dann können sie doch auch wieder hinauskrabbeln.“
Wir haben jedes Frühjahr eine kleine Ameiseninvasion im Haus - und weil Backpulver etc. nicht hilft, stellen wir ein paar Wochen tatsächlich Fallen auf. Somit habe ich versucht, meinem Sohn zu erklären, dass die Ameisen, die hineinkrabbeln, NICHT mehr hinauskommen, weil sie drinnen sterben – ohne Schmerzen! Trotzdem: Für mein HS Kind war das zu viel… Tränen in den Augen: „Mami, wir dürfen doch nicht töten!“ Er hat ja recht, mein Sohn! Wir haben uns darauf geeinigt, die Fallen dieses Jahr weg zu lassen und zu schauen, ob uns die Ameisen nach ein paar Wochen von selbst wieder verlassen und ob sie uns in der Zwischenzeit auch nicht sonderlich stören. Wir werden sehen… ;-)
Am gleichen Tag mein ältestes HS Kind (10 Jahre): „Mami, ich weiß, dass es Krieg gibt - ganz nah von uns und es ist voll schlimm!“
Ich hatte es bis dahin vermieden, mit meinen Kindern offensiv über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Aber jedes Kind bekommt diesen Schrecken natürlich früher oder später mit! Mittlerweile reden wir in unserer Familie kindgerecht und offen über diesbezüglichen Gedanken und Sorgen.
Hier nun ein paar Tipps aus familiärer und beruflicher Erfahrung zum Thema:
Wie mit unseren HS Kindern über den Krieg in der Ukraine sprechen?
· Bleib ehrlich und authentisch! Wenn du als Elternteil selbst berührt bist über die aktuellen Geschehnisse, darfst du das in angemessener Form auch deinem Kind/deinen Kindern zeigen!
· Beantworte Fragen kindgerecht - aber BEANTWORTE sie!! (Auf alle Fragen, auf die HS Kinder keine zufriedenstellende Antwort bekommen, finden sie selbst Antworten. Sie denken nach, entwickeln eigene Theorien und Phantasien – und diese sind nicht selten noch viel schlimmer als die Realität!)
· Wenn ihr einen Fernseher zuhause habt, lasst ihn ausgeschaltet und schaut nur ausgewählte Sendungen. Nachrichtensendungen für Erwachsene – selbst nur einzelne Bilder von Bombeneinschlägen, flüchtenden Familien o.ä. können in HS Kindern traumatisierende innere Bilder hinterlassen!!
· Es gibt gut aufbereitete Kindernachrichten z.B. logo von ZDF.
· Insbesondere, wenn ihr ein (oder mehrere) Schulkind(er) zuhause habt, versucht nicht, den Ukraine-Krieg zu verheimlichen oder zu verleugnen! HS Kinder spüren, wenn „etwas Großes“ nicht in Ordnung ist. (Außerdem wird das Thema in der Schule selbst in der Regel mehrfach angesprochen – sowohl unter den Kindern selbst als auch im Unterricht, z.B. in Ethik, Religion, Deutsch, Sachunterricht, Geschichte, Geografie, etc.)
· Und zum Schluss die wichtigste Botschaft in der Begleitung von derzeit beunruhigten HS Kindern: Beruhigt sie!! Seid ein Fels in der Brandung! Versucht, Stabilität und Sicherheit zu vermitteln! ( -und in etwaigen Ängsten nicht mit zu schwimmen!)
· Vermittelt Frieden und Zusammenhalt – in der Welt, aber auch zuhause!!
Herz.licht,
Elisabeth Heller
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