Als meine hochsensitive Tochter fast 3 Jahre alt war, bekamen wir die Möglichkeit, sie in einem kleinen Kindergarten in einer Kleinkindgruppe einzugewöhnen. Mit viel Geduld und Vertrauen, dass sie in ihrer Entwicklung nun tatsächlich so weit war, ein paar Stunden ohne mich auszukommen, gelang die Eingewöhnung und sie wurde zu einem fröhlichen, stolzen Kindergartenkind.
Ich möchte hier ein paar Anekdoten aus dieser Zeit mit euch teilen, welche die Besonderheiten hochsensitiver Kinder im Kleinkindalter veranschaulichen.
Hochsensitive Kinder stellen tiefgründige Fragen.
„Mama, wenn du meine Mama bist, wer ist dann deine Mama?“
„Und wenn die Oma einmal sterben wird, heißt das, du wirst auch einmal sterben?“
„Was war eigentlich, bevor es die Welt gegeben hat?“
Hochsensitive Kinder denken nach bevor sie etwas tun.
Meine Tochter traute sich lange nicht, auf hohe Klettergerüste hinauf zu klettern. Sicherlich dachte sie so etwas wie: „Was ist, wenn ich nicht mehr hinunterkomme? Was ist, wenn ich hinunterfalle? Ich könnte mir weh tun.“
Andere Kinder sind nicht unbedingt mutiger, aber sie denken nicht so viel nach. Sie klettern einfach hinauf und merken erst oben, dass sie vielleicht nicht mehr alleine hinuntergelangen.
Hochsensitive Kinder haben die Situation gern unter Kontrolle.
Wenn ich mit meiner hochsensitiven Tochter irgendwohin kam, brauchte sie erst einmal eine ganze Weile zum „Ankommen“. Sie wollte immer erst vom Rand aus zusehen, was passierte und beobachtete alles und jeden. Sobald sie sich sicher fühlte, war sie eines der lebendigsten und fröhlichsten Kinder und machte bei allem aktiv mit.
Sehr bald begann sie, mich unterwegs zu fragen, wohin wir gingen, was wir vorhatten, was für den nächsten Tag geplant war. Bis heute liebt sie Routinen und möchte immer im voraus wissen, was als nächstes ansteht. Veränderungen müssen unbedingt rechtzeitig angekündigt werden.
Lange Zeit war mein hochsensitives und geräuschempfindliches Kind sehr schreckhaft in Situationen, in denen etwas Unkontrollierbares und Lautes passierte, z.B. wenn ein Luftballon zerplatzte oder Trompeten ertönten.
Hochsensitive Kinder brauchen eine Balance zwischen „Beschützt werden“ und gleichzeitig auch „Gestupst werden“.
Meine Tochter weinte jedes Mal, wenn ich sie zum Schwimmkurs brachte, jedoch kam sie stets lachend heraus. Wenn sie durchgeweint hätte, hätten wir den Kurs natürlich abgebrochen, aber so hatte sie durchs „Gestupst werden“ die Möglichkeit, diese Herausforderung erfolgreich zu schaffen, selbstbewusster zu werden und natürlich auch schwimmen zu lernen 😉.
Hochsensitive Kinder haben oft hohe moralische Wertansprüche an sich und andere.
Es war für mein hochsensitives Mädchen eine bittere Erfahrung, im Kindergarten lernen zu müssen, dass es Kinder gibt, die absichtlich einen mühsam aufgebauten Turm umstoßen, andere Kinder auslachen und einfach gemein sind. Sie selbst würde sich so nie verhalten und sie ist bis heute sehr sozial und hilfsbereit.
Hochsensitive Kinder sind oft sehr perfektionistisch.
Wenn meiner Tochter als kleines Kind etwas nicht gleich gelang, brach sie oft schnell in Tränen aus. Gleichzeitig wollte sie sich von mir aber nichts zeigen lassen und alles selbst lernen oder am liebsten sofort können, ohne üben zu müssen 😉. So dauerte es zum Beispiel lange, bis sie Fahrrad fahren lernte. Als sie jedoch soweit war, ging es dann sehr schnell – genauso war es auch beim Masche binden lernen und bei anderen Fertigkeiten.
Hochsensitive Kinder reagieren auf Reizüberflutung sehr heftig.
Mein Kind fing stets zu weinen oder zu toben an, wenn ihre Reizschwelle offensichtlich überschritten war und ein letztes Tröpfchen das Fass zum Überlaufen brachte. Da reichte es dann z.B., dass ich statt der rosa Trinkflasche die lila Flasche eingesteckt hatte und sie die andere wollte. Besonders heftig reagierte sie, wenn sie müde oder unterzuckert war. Hochsensitive Kinder brauchen meist viele kleine Snacks zwischendurch und ausreichend Wasser zum Trinken.
Hochsensitive Kinder sind sehr einfühlsam und bereiten viel Freude.
Meine Tochter liebte es von Beginn an, anderen Freude zu bereiten oder kleine Geschenke zu basteln. Sie war immer schon besonders einfühlsam und die innige Bindung zu uns Eltern hält an. Wir erleben viele intensive, berührende und wunderbare Momente mit ihr - das wünsche ich auch dir und deinem hochsensitiven Kind! 😊
Das nächste Mal berichte ich dann von der hochsensitiven Schulzeit… Alles Liebe bis dahin!
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